Noch kein Amt in Aussicht
Der Ausserschwyzer Schwinger Reto Nötzli beendete am Herbstschwinget in Siebnen unlängst seine Karriere. Ein Amt im Schwingklub March-Höfe sei bislang noch nicht an ihn herangetragen worden, sagt er im Interview. Er möchte zurzeit auch noch gar keines annehmen. Weshalb es während seiner Karriere immer wieder zu Leistungsschwankungen kam, kann er sich auch heute nicht erklären. (dko)
mit Reto Nötzli sprach Daniel Koch
Seit dem letzten Kampf Ihrer Karriere, dem Schlussgang gegen Marcel Bieri am Herbstschwinget in Siebnen, sind schon gut drei Wochen vergangen. Wurmt Sie die Niederlage noch?
Nein, das wurmt mich nicht mehr, ist schon verdaut. Nur fünf Minuten hat der Kampf gedauert. Irgendwie ist es schon schade, dass es keinen Gestellen gegeben hat, denn so hätte Joel Kessler das Fest gewinnen können. Aber so ist es halt. Für mich war es schwierig, weil ich wusste, dass es mein letzter Kampf ist. Ich konnte mich nicht mehr so gut fokussieren wie sonst. Danach war der Abschluss aber wunderschön, als ich sah, was der Schwingklub March-Höfe alles auf die Beine gestellt hat. Sind Sie mittlerweile bereits in der Nach-Karrierezeit angekommen? Nun, es ist so, dass wir nach dem Herbstschwinget immer einen Monat Pause hatten. Deshalb hat sich für mich noch nicht so viel geändert. Sie könnten ja wieder anfangen vom Gefühl her? Ja, genau. Im Dezember wird mir das Ganze bestimmt anders bewusst werden.
Was haben Sie bezüglich Schwingsport nun nach dem Karriereende vor? Zuerst will ich ein paar Monate Abstand gewinnen. Ein Amt möchte ich derzeit noch nicht annehmen. Da ist also noch nichts an Sie herangetragen worden? Nein, bis jetzt hat mich noch niemand für etwas angefragt. Ich bin ja auch kürzlich Vater geworden und habe noch eine andere Aufgabe. Und bis der Nachwuchs ins Alter kommt, wo man ihn in den Schwingkeller mitnehmen kann, liegt ja noch in weiter Ferne. Aber wie beurteilen Sie die Jugendarbeit hier? Wird der Nachwuchs genug gefördert? Momentan haben wir im Schwingklub March-Höfe viele Jungschwinger. Jetzt hoffe ich, dass viele davon einen Schritt vorwärts machen können. Es spielt halt immer auch eine grosse Rolle, ob man Zugpferde im Klub hat, die einen anspornen. Wenn genügend gute Schwinger da sind, geht die Entwicklung leichter vonstatten. Dass unsere Nachwuchsarbeit weniger gut ist als in anderen Verbänden, glaube ich jedenfalls nicht.
Können Sie sich an Ihre eigenen Anfänge im Schwingsport erinnern?
Ja, da kann ich mich gut erinnern. Mein Vater hatte einige Ämter im Schwingsport inne, war früher auch selbst mal Schwinger. Deshalb war unsere Familie schon immer mit dem Schwingsport verbunden. Meine Mutter musste dann einmal Plakate für das Herbstschwingen in Pfäffikon in den Schwingkeller bringen und ich habe sie dabei begleitet. Wisi Laimbacher forderte mich dort auf, einmal in die Hosen zu steigen. Daraufhin besuchte ich das Training und es hat mir gefallen.
Da haben Sie dann wohl auch entdeckt, dass Sie in diesem Sport etwas stemmen können? Nein, nicht unbedingt. Zu Beginn war das alles eher spielerisch. Ich hatte auch lange keine Chance gegen die anderen. Ich habe fast ein Jahr geschwungen, bis ich meinen ersten Kampf gewinnen konnte. Aber es war ein gutes Team und ich hatte viele Kameraden. Deshalb bin ich dabei geblieben. Es ging damals noch nicht um Spitzensport.
In welchem Alter haben Sie denn die Weichen für die spätere Karriere gestellt?
Bei den Jungen hatte ich dann plötzlich mehr Erfolg, das weckte Lust auf mehr. So konnte ich später mein erstes Schwingfest gewinnen, alles nahm seinen Lauf und ich konnte mich weiterentwickeln.
Daneben sind Sie dann in die Lehre gegangen. Gab es da keine Abstimmungsschwierigkeiten?
Die Ausbildung war wichtig, sowohl für meine Eltern als auch für mich und hatte deshalb erste Priorität. Das ging gut neben dem Sport. Ich hatte mit Yvo Marty in Wollerau aber auch einen guten Lehrmeister und konnte mich dort zum Zimmermann ausbilden. Das war viel Wert. Jetzt arbeiten Sie bei Landolt Transporte in Pfäffikon. Wie kam es zum Wechsel vom Zimmermann zum Chauffeur? Mein Vater arbeitete während 40 Jahren bei Landolt und Maschinen haben mich schon immer fasziniert. Nach der Lehre war ich zwei Jahre auf dem Beruf, machte dann die Lastwagenprüfung und wollte das Gelernte auch einsetzen. Seit zwölf Jahren bin ich nun bereits bei Landolt.
Zurück zum Sportlichen, zum Unangenehmen: Mit welchen Verletzungen hatten Sie zu kämpfen? Vor allem mit dem Knie, zweimal das Kreuz- und einmal das Innenband. Auch die Schulter wurde lädiert, aber ich musste sie nie operieren. In diesen Verletzungspausen fehlte mehr die Schwingpraxis. Diese ist für den Erfolg sehr wichtig. Das kann man sonst nicht simulieren. In Ihrer Karriere konnten Sie zwar viel erreichen, manchmal wäre wohl noch mehr dringelegen. Wie haben Sie das erlebt? Das Auf und Ab war das Spezielle an meiner Karriere, ja. Das mit den Verletzungen war schon extrem bei mir. Es brauchte halt immer sehr viel, um wieder zurückzukommen. Vielleicht auch, weil ich körperlich nicht so überlegen war. Ich musste immer viel tun, um das nötige Level wieder zu erreichen. Wieso es auch sonst Schwankungen gegeben hat, weiss ich selbst auch nicht, sonst hätte ich es geändert. Ich war oft enttäuscht, vor allem an den Eidgenössischen. Dort war fast immer etwas «der Wurm drin». Das machte mir ziemlich zu schaffen. Haben Sie an diesen Tagen gespürt, dass Sie nicht die volle Leistung zur Verfügung haben? Also in Zug sicher, da war es extrem. Da war ich sehr nervös und hatte im Vorfeld wegen der Anspannung recht viel abgenommen. Der Schwingsport ist auch viel athletischer geworden, oder? Es gab früher schon gute Athleten, aber die Möglichkeiten bei der Ernährung waren damals nicht die gleichen wie heute. Die Besten von früher waren schon auch sehr gut trainiert und athletisch. Heute ist vor allem das Mittelfeld besser besetzt. Diese Schwinger trainieren auch drei bis fünf Mal in der Woche.
Wie viel haben Sie trainiert?
Sicher vier bis fünf Mal pro Woche. Es kam immer auch etwas auf die Phase und den Zeitraum an. Kondition holt man sich ebenfalls vor allem über das Schwingen. Das ist nicht das gleiche wie bei einem Velofahrer. Die Abläufe im Schwingen kann man, wie erwähnt, schlecht simulieren. Zum Schluss: Was war Ihr wichtigster Sieg? Das war sicher das Innerschweizer im Jahr 2014. Das kam sehr überraschend und war der schönste Sieg für mich. Der eidgenössische Kranz war natürlich auch sehr wichtig, aber das war ja kein Sieg.